Ein Fest mit allen Sinnen

Der HERR der Heerscharen wird auf diesem Berg / für alle Völker ein Festmahl geben
mit den feinsten Speisen, / ein Gelage mit erlesenen Weinen,
mit den feinsten, fetten Speisen, / mit erlesenen, reinen Weinen.
Er verschlingt auf diesem Berg die Hülle, die alle Völker verhüllt, / und die Decke, die alle Nationen bedeckt.
Er hat den Tod für immer verschlungen / und GOTT, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen.

Jesaja 25,6-8 (aus der Tageslesung)

Ein beeindruckendes Bild wird hier mit eindrücklichen Worten gemalt: Der Herr richtet auf dem Zionsberg ein großes Festmahl aus. Man kann die köstlichen Speisen geradezu riechen und möchte gerne den exquisiten Wein kosten, der hier kredenzt wird. Und wir genießen dieses Festmahl in bester Gesellschaft: Die Tischgemeinschaft ist bunt zusammengewürfelt, alle sind eingeladen – ungeachtet ihrer Nation, Rasse und Religion. Das alte Freund-Feind-Denken ist überwunden, am Tisch sitzen Menschen guten Willens, Menschen, die sich für Frieden und Gerechtigkeit, für Mitgefühl
und Respekt einsetzen. Gott hat die Hülle nationaler Arroganz und Aggressivität, die Decke der Vorurteile, des Ressentiments und des Spaltens „verschlungen“.  Die Teilnehmer des Mahls können sich offen und frei einander zuwenden, Essen und Trinken miteinander teilen und so gestärkt von der Tafel aufstehen.
Und der Herr verschlingt nicht nur die Hülle, sondern sogar den Tod. Er wendet sich jedem Einzelnen zu und wischt liebevoll die Tränen ab.

Unser Hoffnungstext stammt aus der sogenannten Jesaja-Apokalypse (Jes 24-27), einem späten Einschub in das Jesajabuch. Der Verfasser hofft und vertraut auf den Anbruch des Gottesreiches, auf Gottes Eingreifen gegen die Fremdherrschaft rivalisierender Großreiche, auf seine heilende Nähe.

Erwartung und Hoffnung begleiten uns durch den Advent. Unsere Vorfreude auf das Weihnachtsfest ist aber gedämpft. Das oben beschriebene Mahl wäre unter Coronabedingungen verboten: ungenügender Abstand, keine Masken und Mitglieder von so vielen Haushalten…

Leben und feiern wir das was möglich ist. Vergessen wir das Leben nicht und auch nicht die Freude.
Genießen wir die vorweihnachtlichen Köstlichkeiten und den Austausch mit den Menschen, die wir lieben (alles im erlaubten Rahmen natürlich!)

Ich wünsche uns einen guten Appetit!

Iris Bosold