Der Krippenjackl - außergewöhnliche Krippenfigur mit Strahlkraft

Heute möchte ich mit Ihnen in die vielfältige und bunte Geschichte der Weihnachtskrippen blicken. In der frühen Neuzeit gab es da allerhand Figuren, die uns heute fremd sind. In einem verstaubten Buch zu bayrischen Krippen zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert bin ich fündig geworden: Dort ist z.B. ein Jäger bekannt, ein Metzger, ein Dutzend Niederländer, Hirten mit Dudelsack, Widder, Pharisäer, Ministranten, …

In einer Zeit, in der es keine Filme gab, hat man mit diesen zahlreichen Figuren sein ganz eigenes „Kino“ erleben wollen. Die Geburt Jesu sollte veranschaulicht und in die eigene Zeit transportiert werden.

Eine Figur aus diesem Buch hat es mir besonders angetan: der Krippenjackl. Dieser Knabe ist schon sehr wunderlich. Die vielleicht bekannteste Darstellung ist der „Krippenjackl von Laufen“. Als diese große Krippe während der Aufklärung in alle Welt verkauft und verstreut wurde, blieb nur diese Figur zurück, deren Kopf austauschbar war. So kann man ihm bis heute entweder ein lachendes oder ein weinendes Gesicht verpassen. Der Knabe trägt – um die Verwunderung weiter zu steigern – scheinbar ein Paar Weißwürschte in seiner Hand. Was nach bayrischer Albernheit klingt (und vielleicht auch ist), hat einen schönen Kern:

Der Krippenjackl erlebt – wie der Betrachter – die Geschichte der Geburt Jesu als Zuschauer. Natürlich weint er, wenn Herodes alle Erstgeborenen umbringen lässt – wen würde das kalt lassen? Oder die schier hoffnungslose Suche nach einer Unterkunft – zum Heulen! Und dann kommt das hochschwangere Paar in den Stall, die Geburt gelingt, die Hirten kommen mit ihren Tieren, später die drei Könige, um den neugeborenen Jesus, den Heiland, zu besuchen – welch eine Freude!

Der Jackl zeigt dem Betrachter, dass das Leben Jesu uns heute etwas angeht.

In einer Zeit, in der „Advent“ mit „Konsum“ verwechselt wird und Weihnachten eine nette Familienfeier ist, braucht es ab und an so einen „Jackl“, der uns daran erinnert: Jetzt passiert etwas, dass dich angeht! Das Leben Jesu – Freude und Leid – sind bis heute relevant. Wir dürfen mitfühlen, wenn uns das Glück der Geburt Jesu verkündet wird.

In diesem Sinne ende ich mit einer Übersetzung ins Hochdeutsche, denn Jackl ist eine in Bayern übliche Koseform des Namen Jakob, welcher „Gott beschütze“ bedeutet.

Gott beschütze Sie und Ihre Familien!

Ihr Maximilian Seidinger