Weg mit Vertrauen

Predigt zu Jes 40,1-5.9-11 & Mk 1,1-8

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

wenn ich Radio oder Fernsehen einschalte, lande ich öfter mitten in der Werbung oder in der Vorschau für etwas anderes, und dann verstehe ich eine Weile gar nicht, was das jetzt mit meinem Wunschprogramm zu tun hat.

Genauso geht’s mir mit diesen Bibelabschnitten gerade. Ich will heute den zweiten Advent einschalten, etwas Richtung Weihnachten. Und was ich zu hören bekomme sind Stücke von Jesaja und Johannes. Klingt erst mal nach Werbung für ein Straßenbauprogramm: Bahnt den Weg! Was krumm ist, soll gerade werden! Oder war das nicht doch eine Bank-Werbung: Wir machen den Weg frei?

Doch wann kommt endlich mein Jesus und mein Advent?

Nun, Advent ist ja noch nicht Weihnachten. Wir sind noch lange nicht da. Advent ist vorläufig, voraussichtlich, nur Hinweise mit Vorbehalt. Wie Tipps in einem ein Quiz, wie Wegweiser auf der Reise, wie Trailer für einen heiß erwarteten Hauptfilm.

Und Jesaja und der Täufer Johannes, die sind heute sozusagen die Vorschau, die Adventsfilmchen, die uns auf den Geschmack bringen sollen. Da ist die Rede vom Bahnen wie mit einem Bagger oder Schneepflug, da ist die Rede von Freude über einen fürsorglichen Gott bei Jesaja. Und beim eigenartigen Wüstenmann Johannes, da ist die Rede von Umkehr, Veränderung. Und immer ist das Ziel, dass Gott kommt, dass Gott besser ankommen kann. Dafür werden alle Hebel in Bewegung gesetzt und Hindernisse beseitigt.

Beim Täufer fällt mir freilich noch etwas besonders auf, liebe Mitchristen.

Johannes betont hier ausdrücklich, dass er nur die Vorschau ist. Später kommt die Hauptperson Jesus, der mit Gottes Geist wirkt.

In der letzten Zeit fallen mir dagegen immer mehr Menschen auf, die alles selber und allein im Griff haben wollen. Menschen, die alles besser wissen als Wissenschaft, Medizin, Politik. Menschen mit einem tiefen Misstrauen. Viele trauen anderen nicht über den Weg und meinen, alle meinten es doch nur böse mit ihnen. Es scheint, als müsse man alle politischen Entscheidungen selber besser verstehen, man müsse alle medizinischen Einschätzungen erst kapieren, bevor man behandelt werden darf. Und überall sei Betrug und Machtinteresse. Was für eine Angst, was für Misstrauen! So kann man nicht leben.

Johannes dagegen lehrt Vertrauen. Er weiß, dass er nicht allmächtig ist. In Colmar auf dem Isenheimer Altar ist sein Zeigefinger fast übergroß gemalt. Johannes weist hin, hofft, sieht den anderen, der mehr kann, der‘s besser kann. Das ist ein ganz wichtiger Fingerzeig im Advent: Ich mache mein Ding, aber andere können auch viel und verdienen Vertrauen. Gott am meisten. Gott kann alles retten. Das kommt zwar erst. Aber ganz sicher.