Ein guter (Kirchen-) Lehrer?

Auf den Lehrer kommt es an. Das ist das Ergebnis der breit angelegten Studie des australischen Bildungsforschers Hattie. Ob Schülerinnen und Schüler etwas lernen, hängt also wesentlich mehr vom Lehrer ab als von der Größe der Klasse.

Aber was macht den guten Lehrer / die gute Lehrerin aus?

Über diese Frage habe ich mit Abiturientinnen und Abiturienten öfter gesprochen. Immer wieder wurde von ihnen im Rückblich auf die eigene Schulzeit gesagt:
Ein guter Lehrer / eine gute Lehrerin mag das eigene Fach. Sie zeigen nicht nur, dass sie in ihrem Fach etwas können, sondern man spürt auch, dass sie ihr Fach lieben. So vermitteln sie nicht nur Faktenwissen, sondern sie motivieren und inspirieren auch dazu, sich mit diesem Fach selbst zu beschäftigen.

Heute feiern wir das Fest des Kirchenlehrers Ambrosius (339 – 397).

Ambrosius war Sohn des Präfekten der römischen Provinz Gallia Narbonensis mit der Residenzstadt Augusta Treverorum (Trier). Als Sohn einer vornehmen römischen Familie studierte er Jura und wirkte erfolgreich als kluger und ausgleichender Jurist im kaiserlichen Dienst in der Provinz Mailand, bis er 374 überraschend zum Bischof von Mailand gewählt und geweiht wurde. (Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Ambrosius_von_Mailand).

Gemessen an der Hattie-Studie war Ambrosius gewiss ein guter Lehrer. Er war nicht nur gebildet und ein guter Redner, sondern er beschäftigte sich auch intensiv mit wichtigen Philosophen und Theologen seiner Zeit. Seine Predigten und Bibelauslegungen (vor allem des Alten Testamentes) erregten Aufsehen und beeindruckten Augustinus von Hippo so sehr, dass er sich Ostern 387 von Ambrosius taufen ließ. Das Baptisterium, in dem dies geschah, kann man noch heute in der Unterkirche des Mailänder Doms besichtigen.

Wir heute kennen Ambrosius vor allem über seine Hymnen und den Ambrosianischen Gesang. Im Gotteslob findet sich von Ambrosius zum Beispiel das Lied GL 227 „Komm du Heiland aller Welt“ („Veni redemptor gentium“). Und jedes Jahr in der Osternacht hören wir das jubelnde Osterlob des „Exsultet“, das wohl auf Ambrosius zurückgeht. Bewegend finde ich auch, dass die Ambrosianische Liturgie die Fußwaschung als ein Sakrament kennt.

Im Bischofsamt war Ambrosius durchaus selbstbewusst. Wir bewundern den Mut, mit dem er 383 Kaiser Gratian dazu bewegte, den Titel des „Pontifex Maximus“ abzulegen, weil dieser nicht dem weltlichen Herrscher gebühre. Uns irritiert allerdings auch manches. So z.B., dass Ambrosius Kaiser Theodosius im Jahr 388 dazu bewegte, einen Bischof nicht zu bestrafen, der in Kallinikon am Euphrat eine Menge dazu gebracht hatte, die örtliche Synagoge niederzubrennen. Ambrosius interpretierte das als einen Konflikt zwischen Christentum und Judentum, bei dem sich der Kaiser nicht auf die Seite der Juden stellen könne.

Wenn es um Lehrer der Kirche geht, die den Glauben zur Sprache bringen, die begeistern können und inspirieren, dann sind nicht nur Männer zu nennen. Es gibt auch Kirchenlehrerinnen. So wurden Hildegard von Bingen (1098 – 1179), Teresa von Avila (1515 – 1582) und Edith Stein (1891 – 1942) von Papst Benedikt XVI. offiziell als Kirchenlehrerinnen anerkannt. Über Hildegard von Bingen sagt er anlässlich ihrer Heiligsprechung i m Jahr 2012: Eine große Frau, Mystikerin, Ratgeberin, wach für die Zeichen der Zeit.“

Bernhard Bosold