Adventszeit – Fastenzeit: Verzichten für eine nachhaltige Welt

Die Adventszeit ist ursprünglich eine Fastenzeit. Diese Zeiten vor Weihnachten und vor Ostern wollen uns animieren zu überlegen was wirklich wichtig ist im Leben. Jesus hat das immer wieder deutlich gesagt, wenn er zum Reich Gottes befragt wurde, so im Markusevangelium: „Ein Mann fragte Jesus: „Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“ ... Jesus Antwort: „Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ (Markus 10, 17 + 24-25)

Jesus sagt hier ganz klar: nicht materieller Wohlstand macht uns zufrieden, sondern bei ihm ist es immer Beziehungswohlstand. „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“, wie Jesus an anderer Stelle sagt, wenn ihr einander wohlgesonnen seid, einander Gutes tut, einander helft, füreinander da seid.

Heute sollten wir in dieser christlichen ethischen Grundhaltung der Nächstenliebe gerade nicht mehr nur an unseren Nächsten denken, mit dem wir es unmittelbar zu tun haben, sondern an die Generationen nach uns.

Vor einigen Wochen sah ich einen Dokumentarfilm über die Expedition „Polarstern“ in der Arktis. Ihre Ergebnisse sind schon jetzt überdeutlich: das Eis in der Arktis schmilzt viel schneller als man gedacht hat. Ein Hinweis dafür, dass die Klimaerwärmung schneller voranschreitet als erwartet. Das Klimaziel von 1,5 ° Erderwärmung können wir schon jetzt kaum mehr erreichen. Das heißt aber konkret, dass der Meeresspiegel in den nächsten Jahrzehnten steigen wird und Millionen Menschen in Bangladesch, Indonesien, in Megastädten am Meer flüchten müssen und nicht wissen werden, wo sie eine neue Heimat finden sollen.

Jesus Gebot nicht auf materiellen Reichtum zu setzen hat gerade heute eine hohe Priorität.

Wir alle müssen unseren Lebensstil ändern, unsere Konsumgewohnheiten überdenken, unsere lieb gewonnenen Fernreisen mit dem Flugzeug vielleicht aufgeben, nicht nur wegen Corona. Jeder weiß wie schwer es ist Gewohnheiten zu ändern.

Materiell ärmer zu leben und dabei beziehungsreich zu sein, da können wir viel von jungen Menschen lernen. Ich selber lerne da von meiner Tochter. Es müssen nicht immer neue Kleider sein, wenn man den Wunsch nach einem neuen Styling hat. Da gibt es Tauschbörsen im Internet oder Second Hand Läden oder Fair Trade Kleidung, die nachhaltig produziert wurde. Bei ihrer momentanen Forschungsarbeit muss meine Tochter gerade stundenlang von einem Versuchsacker zum nächsten fahren. Sie braucht notwendig ein Auto. Tatsächlich geht das auch mit einem Teilauto, das auch noch ein Elektroauto ist. Hier in Reutlingen kann man sowieso alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen, notfalls mit dem Bus. Es ist eine Sache der Umgewöhnung. Und man hat nicht weniger Zeit dadurch, sondern mehr Zeit, einfach mehr Muse und Entspannung auf dem Rad oder zu Fuß. Meine Tochter isst vegan, so wie viele junge Menschen. Das schaffe ich nicht, doch den Fleischkonsum haben wir seit langem auf homöopathische Mengen reduziert.

Wir brauchen eine neue Gesellschaft, die nicht auf Konsum setzt, sondern auf gute zwischen menschliche Beziehungen, dann haben unsere Kinder und Enkelkinder auch noch ein gutes Leben auf dieser Erde. Durch den Teillockdown haben wir mehr freie Zeit, mehr Zeit alleine. Wir können sie nutzen, um über den eigenen Lebensstil nachzudenken. Was können wir selber tun, um die Klimaerwärmung zu verlangsamen? Wo können wir auf etwas verzichten nicht nur im Advent und in der Fastenzeit, sondern dauerhaft?

Pastoralreferentin Cornelia Hosp