Binde deinen Karren an einen Stern

Leonardo da Vinci

Normalerwiese bindet man einen Karren an einen Ochsen oder ein Pferd. Aber den Karren an einen Stern binden?
Wer das vorhat, lässt sich sozusagen ein, auf das, was in den Sternen steht. Ist dieser Gedanke des großen Malers, Architekten und Naturwissenschaftlers Leonardo da Vinci nicht Träumerei?

Mich begleitet und fasziniert dieser Satz von da Vinci schon lange: die Erdenschwere meines vollbepackten Karrens und die Sehnsucht nach einer Kraft, die meine übersteigt. Das wäre ein gutes Gespann.

Einem Stern folgen, sich von seiner Sehnsucht leiten lassen, einer Vision trauen, die dem Leben Sinn und Richtung gibt.  Gesellschaftliche Umbrüche, große und kleine Hilfsprojekte sind gegen alle Wahrscheinlichkeit wahr geworden, weil Menschen sich das Unvorstellbare vorgestellt und das Undenkbare gedacht und gemacht haben.

Wer seinen Karren an einen Stern bindet, der kann seinen Blick heben, nicht um den nackten Boden der Tatsachen zu verlassen, aber um zu sehen, was und wer Wegweisung gibt.

Der Stern von Bethlehem lies damals Menschen aufbrechen und verlieh ihnen Kraft. Und sie folgten diesem Stern, diesem kleinen Licht in der Dunkelheit, diesem Hoffnungsschein, immer ihrer Sehnsucht nach einer besseren Zeit, einer besseren Welt auf der Spur.

Binde deinen Karren an einen Stern!

Ulrike Neher-Dietz