Licht in der Finsternis

Predigt am Weihnachtsfest zu Joh 1, 1-14

Es passt wunderbar, liebe Mitchristen, dass Weihnachten fast genau an der Wintersonnenwende liegt. Ab jetzt werden die Tage spürbar länger. Es wird heller und die Hoffnung auf den nächsten Frühling und ein besseres Jahr ist groß.
Denn 2020 möchte man ja am liebsten ungeschehen machen. Im Rückblick wird das Corona-Jahr besonders düster: Menschen, die uns fehlen, Leben mit Gefahr und Angst, dazu weiter Klimakrise, und weltweit so viele ohne Bett und warme Mahlzeit. Da gibt es nichts schönzureden.

Dennoch halten wir Weihnachten. Oder erst recht. Denn je dunkler es ist, umso mehr braucht man Licht. Erst in der Nacht sehen Schiffe die Leuchtfeuer, in der Nacht zeigen Sterne den Weg. Lichterketten wären am hellen Tag sinnlos. In der Nacht gibt das Licht Zuversicht. Wunderbar hat das Johannes eben formuliert:

„Das Leben war das Licht der Menschen und das Licht leuchtet in der Finsternis. Das Licht, das jeden erleuchtet, kam in die Welt.“

Gott macht hell. Wir können uns nicht selber aus allem herausziehen. Das Leben ist verletzlich und nichts voll unter Kontrolle.  Darum ist Weihnachten ein Fest gegen Misstrauen und einsame Angst. Und wir nennen es mit Recht ein Fest der Liebe. Denn die spielt die zentrale Rolle. Wir brauchen Gott. Wir brauchen einander. Mehr denn je. Dann wird es hell. Und in den Zumutungen wächst Mut, denn Gottes Stern geht auf, sein Licht zieht Kreise!

Eine Geschichte erzählt davon so:

Die Hirten überlegen, was sie dem neugeborenen König schenken können. Einer muss freilich bei den Schafen bleiben. Das soll der machen, dessen Geschenk am leichtesten ist, beschließen sie. Und sie wiegen nacheinander ihre Gaben:  Einer bringt einen Krug Milch und legt dazu noch Käse auf die Waage. Ein anderer bringt einen Korb mit duftenden Äpfeln. Der dritte schleppt ein Bündel Holz herbei, damit sich alle im Stall wärmen können. Der kleine Simon, der hat nur eine Laterne. Die wiegt nicht viel. Er überlegt. Dann aber steigt er selber mit der Laterne auf die Waage. Er sagt: ‘Ich bin auch ein Geschenk! Der neugeborene König wird unbedingt Leute brauchen, die sein Licht weitertragen.’  Alle wussten: Natürlich musste Simon mit.

Pfarrer Matthias Dangel