Die Herbergssuche

Im Krippenspiel haben wir es auch dieses Jahr erleben können: Die schwangere Maria und ihr Mann Josef suchten nach einer Unterkunft, die Ihnen nicht nur Schutz für die Nacht, sondern die auch der Ort der Geburt Jesu werden sollte. Der erste Weihnachtsfeiertag ist vorbei, heute lesen wir einen Ausschnitt aus dem Matthäusevangelium, der damit sehr wenig zu tun haben scheint (Mt 10,17-22) und doch ist die Herbergssuche in keinerlei Hinsicht eine „Geschichte von gestern“.

Noch nie waren so viele Menschen gleichzeitig auf Herbergssuche wie momentan – ca. 80 Millionen. Menschen, welche – unabhängig von dem Motiv ihrer Flucht – Leid erfahren, verstoßen und zum Teil schwer misshandelt werden. Der Festtag des Heiligen Stephanus ist traditionell der Tag, an dem die Kirche jene Personen besonders ins Gebet nimmt, die Verfolgung ausgesetzt sind (politisch Verfolgte würden wir heute sagen). Wir beten darum, dass sie einen Ort der Sicherheit finden mögen, an dem ihr Leben neu beginnen kann – ein bisschen wie Weihnachten eben.

Schauen wir voraus durch das Dickicht der Feiertage am Ende des Kalenderjahres:
Morgen ist das Fest der Heiligen Familie. Die kleine Familie aus Jesus, Maria und Josef soll uns Vorbild und Mahnung sein zur Einheit, Eintracht und zum Zusammenhalt zwischen den Menschen – den Kindern Gottes. Eine gegenseitige Verstoßung oder Ausgrenzung kann nicht im Sinne des Erfinders, des Vaters sein, an dessen Tisch wir am Ende des Tages versammelt sitzen. Familie eben.

Und übermorgen ist das Fest der unschuldigen Kinder. Mit Bezug auf das Morden der Erstgeburten durch König Herodes gedenkt die Kirche an diesem Tag allen Kindern, denen Leid zugefügt wird. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich wie mir: Ich musste unmittelbar an das Bild des Jungen denken, der 2015 ertrunken an die ägyptische Küste geschwemmt worden ist. Etwa 31.800.000 Kinder sind auch heute auf der Flucht, sind heimat- und häufig perspektivlos. Wir beten für die Hoffnung auf eine gute Zukunft dieser Kinder.

Die ersten Tage der Weihnachtszeit sind also hochpolitisch. Und dazu passt das heutige Evangelium dann doch sehr gut: „Und ihr werdet von allen gehasst werden wegen meines Namens, wer das aber bis zum Ende erträgt, der wird gerettet werden“ (Mt 10,22).

Durch diese Verheißung dürfen wir hoffen und darum beten, dass Gott jenen beisteht, die von der Gesellschaft ausgeschlossen werden.


Ihr Maximilian Seidinger