Silvester

Heute ist Silvester. Seinen Namen verdankt der letzte Tag des Jahres Papst Silvester I (285 -+31. 12. 335; Papst von 314 bis zu seinem Tod 335). Der „Waldmensch“ (Silvester) war ein Papst des Übergangs. Die Diokletianische Christenverfolgung hat er wohl noch miterlebt, aber auch die Konstantinische Wende, die den Christen freie Religionsausübung ermöglichte. Um Papst Silvester rankt sich ein breiter Legendenkranz, wie z.B. die Legende von der Heilung Kaiser Konstantins vom Aussatz und seine anschließende Bekehrung zum Christentum.
Silvester ist der Patron der Haustiere und wird angerufen für eine gute Futterernte.

Der letzte Tag des Jahres hat ein Janusgesicht. Einerseits schauen wir an diesem Tag zurück auf das vergangene Jahr, auf 2020. Es war ein seltsames Jahr, geprägt von Corona. Das Virus hat uns Beschränkungen auferlegt und Verluste beschert – wir mussten allzu sesshaft und auch recht ungesellig sein - aber andererseits bot der Lockdown auch Entschleunigung, Besinnung, viel Zeit zum Lesen und Aufräumen und Zeit in der Natur.
Und um Mitternacht  schauen wir nach vorn, auf das neue Jahr 2021. Noch liegt es wie ein ungeschriebenes Buch vor uns. Wir hoffen auf ein gutes, friedvolles, gesundes Neues Jahr unter Gottes Schutz und Segen.

Viele Bräuche zum Jahreswechsel sollen einen guten Übergang ins neue Jahr ermöglichen. Das Böse soll ausgetrieben, das Gute eingeladen werden.
Feuerwerk und Böller sollen böse Geister vertreiben, das Licht Gutes verheißen. In diesem Jahr werden wir aber auf die Pyrotechnik und damit den Krach verzichten müssen – sicher sehr zum Wohle der Haustiere, die sich nicht mehr ängstlich unter Tisch oder Stuhl verkriechen müssen. Das wäre sicher ganz im Sinne des Hl. Silvester, des Patrons der Haustiere! –
Bleigießen ist wegen des gesundheitsschädlichen Bleis in seit 2018 in der EU verboten, als Ersatz bietet sich heißes Wachs an. Die entstehenden Gebilde sollen Einblicke in die Zukunft, ins neue Jahr, bieten.
Es gibt traditionelle Silvesteressen, z.B. Raclette und Fondue, aber auch Linsengerichte, die Geldmünzen symbolisieren und Wohlstand im neuen Jahr verheißen.
Und kein Geflügel – sonst fliegt das Glück aus dem Haus!
In Italien und Spanien ist es Tradition, in der Silvesternacht rote Unterwäsche zu tragen. Rot steht nicht nur für die Liebe, sondern auch für Glück, Erfolg und Gesundheit. Die Unterwäsche muss neu (=ungetragen) sein und wird am 1. Januar weggeworfen.
Verschenkt werden Glücksbringer wie Schornsteinfeger, Schweinchen, vierblättrige Kleeblätter und Hufeisen.

Viele dieser Bräuche bringen uns zum Schmunzeln. Wir wünschen uns ein gutes neues Jahr und wissen doch genau, dass wir nicht alles planen und machen können. Aber wir sind nicht zur Tatenlosigkeit verdammt.

Der berühmte Barockdichter Andreas Gryphius (1616-1664) bringt das in seinem Gedicht zum Ausdruck:

Mein sind die Jahre nicht,
Die mir die Zeit genommen,
Mein sind die Jahre nicht,
Die etwa möchten kommen,
Der Augenblick ist mein,
Und nehm ich den in acht,
So ist der mein,
Der Jahr und Ewigkeit gemacht.


Ich wünsche Ihnen ein gutes und behütetes 2021!

Iris Bosold