Gemeindefest 2016

Was für ein Sonn-Tag! Nachdem am Samstag aller Augen sich voller Sorge auf den grauen Regenhimmel richteten, ging sonntags früh die Sonne auf und wärmte den ganzen Tag barmherzig, bis nur 22° C, das Geschehen rund um die Kirche St. Michael. Die Pavillons aufzubauen, war dennoch keine unnötige Arbeit. Sie gaben dem Außenbereich eine anheimelnde Atmosphäre, "Schutz und Schirm".

Zum Gottesdienst in Form der katholischen Messe mit evangelischer Predigt, wie er beim Gemeindefest seit Jahrzehnten gefeiert wird, waren in diesem Jahr neben der evangelischen Gemeinde Peter und Paul auch alle anderen Teilgemeinden der Pfarrei St. Lukas eingeladen. In den anderen drei Kirchen wurde daher kein Gottesdienst gefeiert, sodass man den Spruch des Propheten Jesaja heute abwandeln konnte: "Freut Euch mit Gönningen! Jubelt in dem Ort, alle, die Ihr ihn lieben werdet!"

Gelesen wurde aus dem Buch Jesaja in der Lutherbibel- Übersetzung. Gemeint hat der Prophet in einer sehr sinnlichen Art und Weise die Stadt Jerusalem: "Jubelt in dieser Stadt! Saugt Euch satt an ihrer tröstenden Brust, trinkt und labt Euch an ihrem mütterlichen Reichtum". Von Jerusalem spannte Pfarrer Alexander Behrend in seiner Predigt einen Bogen zu einem mütterlichen Gott, der uns mit seinem Trost umfängt.

Pfarrer Udo Hermann leitete die Fürbitten ein mit der Bitte um Trost für unsere Welt, in der es so viele Trostlose gibt. Für die Trauernden, die Mutlosen, die Verzweifelten und die Flüchtenden, die bei uns ein Daheim suchen und für die Menschen, die vor sich selber flüchten. Gut ausgesucht war eine Liedstrophe, die gesungen wurde, unterstrichen durch die wie immer wunderbare  Begleitung des Posaunenchores der evangelischen Kirche Gönningens:
"Wenn der Trost, den wir geben, uns weiter trägt
und der Schmerz, den wir teilen, zur Hoffnung wird,
dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,
dann wohnt er schon in unserer Welt.
Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht
in der Liebe, die alles umfängt."

Die jüngeren Kinder feierten ihren Kinderkirchen-Gottesdienst vor dem Eingang zur Kirche mit der Gemeindereferentin Birgit Leineweber und Mirjam Wuchter. Sie sangen der Gemeinde zum Schluss mit Körpereinsatz auch von der großen Liebe Gottes.

Nach der eucharistischen Speisung und dem Segen wurde auch für den Leib gesorgt. Brutzelgeräusche hatten den Ohren längst angekündigt, dass der Grill betrieben wurde, und in diesem Jahr gab es sogar ein Spanferkel! Eine lebenskluge Heilige hat einmal formuliert: "Man soll den Leib verwöhnen, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen."

Passend zu Jesaja ging es auch um das Trösten beim Spiel des Schulchores der Roßbergschule in der Kirche. "Auf der Suche nach der Sonne" ist das Musical überschrieben. Eine kleine Raupe mit zwei schweren Koffern ist traurig unterwegs und will weit weg. Hinterm Busch hört man die kleine Mäusemaus mit ihren Freunden schnippen und tanzen. Die Mäusemaus fragt nach der Traurigkeit der kleinen Raupe. "Alle Raupen haben sich schon verwandelt und fliegen als bunte Schmetterlinge. Ich habe die Sonne verpasst, die das möglich macht und will sie jetzt suchen. Ich bin so traurig." Die kleine Mäusemaus tröstet die Raupe, indem sie mit ihr auf die Suche geht, die anderen Mäusefreunde hatten alle eine Ausrede. Am See fragen die quirligen Frösche nach dem Wohin und Warum? Sie hüpfen mit und sind nun mit Maus und Raupe ein Team. Aber es gibt nur graue Wolken zu sehen, und Frau Großmann am E-Piano deutete Donner, Blitz und Regen an. Vogelstimmen fragen und nehmen das Team unter die Flügel. Raupe, Maus, Frösche und Vögel werden müde auf der Sonnensuche und legen sich unter große Blätter zum Schlafen, die Eule singt ein Gutenacht-Lied. Die Maus fühlt die Sonne zuerst und weckt die anderen, die sich nach der Raupe umsehen. Ein bunter Schmetterling fliegt über ihnen, die Sonne hat die traurige Raupe verändert und schön gemacht. Die tröstende und zupackende Team-Gemeinschaft hat das ermöglicht - ein Lehrstück auch für die Erwachsenen. Die Chorgemeinschaft der Kinder mit den wunderschönen Kostümen und anderen Theaterrequisiten bekommt den wohlverdienten Applaus. Ihrer Leiterin, Suska Großmann, wird gedankt, und sie wird noch gefeiert, weil sie heute ihr Geburtstagsfest mit den Kindern und der Festgemeinde teilt.

Wieder im Gemeindezentrum duftete es nach Waffeln, Obstsalat und Kaffee. Viele Kuchenbäcker hatten wieder ein großes süßes Buffet ermöglicht.




Bewundert und gerne gefüttert wurde das lebensgroße ballonbäuchige Spendenschwein, das Iris Pilz in vielen Stunden gebaut und designt hat. Der Stand der Handarbeitsfrauen aus St. Johannes Ohmenhausen wurde nach dem Essen belagert, und die Frauen gingen abends zufrieden heim mit ihrem Verdienst für ihr soziales Projekt.

Noch nie war die Spielstraße auf der Wiese so kinderbelebt wie in diesem Jahr. Die Ministranten hatten viele unterschiedliche Geschicklichkeitsspiele aufgebaut, ergänzt durch Kinderschminken und Bastelangeboten. Zu guter Letzt kam sogar noch ein Clown und zog die Kinder in  ihren Bann!

Die Mitarbeit aller Ehrenamtlichen wurde beim Helferfest am Freitag danach belohnt. Das große Spendenaufkommen von 1046 € ist auch Belohnung für die Mithilfe. Die Abschaffung des Bonsystems für das Essen hat sich wieder bewährt, und zusätzlich mit dem großzügigen Sponsoring der Firma "Sinalco" über Karl und Claudia Gumpper kann der Erlös aufgeteilt werden unter dem Schulspeisungsprojekt in Simbabwe und der Jugend- und Familienarbeit in der Gemeinde St. Michael Gönningen.

Auch die Gäste aus Heilig Geist in der Alteburgstraße, aus Bruder Klaus in Betzingen und St. Johannes in Ohmenhausen beteuerten, dass sie im nächsten Jahr wiederkommen würden. Sie hätten gar nicht gewusst, wie schön es bei uns ist.

Die zahlreichen Besucher aus Gönningen wissen das längst und wir freuen uns ALLE beim Gemeindefest im nächsten Jahr wiederzusehen!

Kinderkrippenfeier

"Alle Jahre wieder" - so das Eingangslied zum Krippenspiel in St.Michael. Die so alte Geschichte - woher kommt die Faszination, die auch in Gönningen viele Menschen jedes Jahr in die Kirche ruft? "Sentimentalität kann man es nicht nennen, es ist vielmehr die Hoffnung, die Licht in unsere Tage bringen soll: Gott weiß, was Leben heißt." So führt Diakon Otto Niederer die Zuschauer in das Spiel ein.

Mit allen Sinnen das Weihnachtswunder nachempfinden - das wollte auch im Jahr 1223 Franziskus von Assisi, und er ließ damals die erste Krippenfeier mit lebenden Personen und Tieren richten, um die menschliche Armut des Gotteskindes zu sehen, die Not der Heiligen Familie zu ertasten und der Gegenwart Gottes in einem Stall nachzuspüren.

Besonders jung waren dieses Mal die 29 Kinder im Alter von 3 bis 10, die diese Tradition auch 2016 unter Anleitung und Einübung von Suska Großmann, Tanja Hofstädter und Ina Lutsch wieder aufgenommen haben.

Die Szenen aus der Weihnachtsgeschichte werden mit so viel Empathie vorgelesen von einem Jungen aus der 3.Klasse, als wäre er der Evangelist Lukas selbst.

Die Soldaten des römischen Kaisers Augustus stampfen im Gleichschritt ins Geschehen  und verkünden des Kaisers Befehl zur Eintragung in die Steuerlisten - jeder in der Heimatstadt seiner Vorfahren. Der jüngste der Soldaten mit seiner kleinen Armbrust kann noch gar nicht stampfen, er läuft mit seinen kleinen Schrittchen einfach den "Großen" hinterher. Ist es fehl am Platze, trotz Schmunzelns an die Kindersoldaten in unserer Gegenwart zu denken?

Der kleinen Wirtin, die der hochschwangeren Maria und dem Josef den Weg in den Stall weist, merkt man das Mitgefühl an. Klingt in den Köpfen der Zuschauer die Flüchtlingssituation in unserer Gegenwart an?

Die Hirten erzählen von einem hellen Licht, wie sie es noch nie gesehen haben und dem Engel, der sie anstieß, schauen zu gehen, was den Menschen versprochen ist, die guten Willens sind. Ein kleines weißes Lämmchen wird von seiner großen Schwester ins Geschehen geschoben und macht große Äuglein "auf der Bühne".

Das festliche Beiwerk: Die vielen Engel und Sterne in ihren glitzernden Kostümen, sie werden sich sicher noch als Erwachsene an diesen Auftritt erinnern.

Nach dem wohlverdienten Beifall holt Diakon Niederer auch die anderen Kinder um den Altar. Viele Lichtchen werden auf dem Altar angezündet vom Feuer des Friedenslichts aus Bethlehem, und die Familien können mit dem Licht den Heiligen Abend in ihren Wohnungen heller machen.

Spendenkörbchen gibt es für "Adveniat" - in diesem Jahr für Menschen am Amazonas, die vom Klimawandel bedroht sind.

Diakon Niederer empfiehlt nach dem Segen, dass zum Wunsch "Frohe Weihnachten" auch ein frohes Gesicht gehört.