Ökumenisches Gemeindefest zum Reformationsjubiläumsjahr am 2.Juli 2017 in Gönningen

Das gemeinsame Vielfache wurde in Gönningen gefeiert: Die evangelische Gemeinde Peter und Paul und die katholische Gemeinde St. Michael setzten sich zusammen in der Kirche Peter und Paul und feierten Gottesdienst. Der evangelische Posaunenchor mit seiner katholischen Leiterin und die gerühmte Orgel füllten die Kirche mit schönen Tönen, und der evangelische Kirchenchor und Canto Vivo von St. Michael sangen zusammen.. Es war eine Première: Ein Wortgottesdienst mit einem freundschaftlichen Wechselgespräch zwischen Pfarrer Alexander Behrend und Pfarrer Udo Hermann, verbunden mit der Eucharistischen Feier der Wandlung von Brot und Wein nach katholischem Ritus mit der Einladung an alle: Empfangt, was ihr seid und werdet, was ihr empfangt: Leib Christi.

Pfarrer Alexander Behrend meinte, er habe Martin Luther aus dem Altarraum herüber blinzeln sehen.

Es war gewiss nicht Martin Luthers Absicht, die Kirche zu spalten, aber er hatte den Mut, sich den mächtigen Goliaths in Kirche und Staat entgegen zu stellen, die die Frömmigkeit der Menschen ausnutzten, um Geld zu erpressen, indem sie Höllen- und Satansängste einimpften.

Pfarrer Udo Hermann verwundern heute noch die Geschäfte mit dem Himmelkauf.Immerhin habe auch die Katholische Kirche 1999 kapiert, dass es keinen Menschen ohne Fehler gibt, aber durch den Glauben uns die Gnade Gottes geschenkt wird ohne menschliches Zutun, und vor allem: Ohne klingende Münze oder raschelnde Scheine.

Längst haben die katholischen Menschen auch aufgehört, am Karfreitag Wäsche flattern zu lassen und die evangelischen drehen den Hahn am Güllewagen heutzutage fest zu, falls sie - wenn überhaupt - an Fronleichnam auf den Prozessionswegen fahren müssten. Das waren große Aufreger, über die wir heute schmunzeln - Gottlob!

Pfarrer Alexander Behrend vertritt die Meinung, dass es keine Einheitskirche geben wird. Es wird so bleiben, dass wir uns immer wieder ernsthaft  auseinander- und wieder zusammensetzen.

Nach der bewegenden Gottesdienstfeier verlangte der Leib nach Speise und Trank, und es ging "Im Ländle" nach St. Michael, wo die Kinderkirche auch schon beendet war.

Ein starkes ökumenisches Team hatte beim geistigen Fest in Peter und Paul nicht Teil nehmen können. Sie rannten und trabten und hoben und schoben und grillten und backten und deckten und packten und - eh man sich's versah, waren alle zum Essen da.

In zwei Gemeinden gibt es doppelt Leckerbäcker, und so gab es, parallel zu Grill und Salaten, Obstsalat und Waffeln, im Franziskussaal einen Sturm auf das Kuchenbuffet.

Der Rosmarinkindergarten führte ein Schattenspiel auf, und draußen wurde unermüdlich gespielt. Der bewährte Clown trat als Jongleur auf, und man konnte neben den vielen kunstvoll geschminkten Kindern auch junge Männer sehen, die kaum wieder zu erkennen waren mit ihren fröhlich bemalten Gesichtern.

Hatte das Wetter morgens noch ein Regengesicht gezeigt, so wurde es bald trocken, und die Sonne hielt sich bescheiden zurück, was vor allem die Herren und Damen am Grill ihr dankten. So hatten wir das rechte Festwetter.

Zum Ausklang ging es wie vordem: Man klappte und lärmte und rupfte und zupfte und kratzte und schabte und fegte und putzte und eh die Gemeinde sich besinnt, wir in Ehren und Amt schon fertig sind.

Es hatte im Vorfeld einen Stabwechsel gegeben: Iris Pilz, seit 15 Jahren für die Organisation des Sommerfestes verantwortlich, gab ihn weiter an Regina König. Die hat ihr Debut bei diesem Doppelfest mit Bravour gemeistert.

Beiden, Iris und Regina, gilt unser ganz großes Dankeschön!

Das Danke sagen an alle Aktiven setzte sich fort beim Helferfest am folgenden Freitag auf der Michaelswiese. Vor Grill und Salat/ Süßspeisen-Buffet gab es einen Rückblick, und auf dem Flipchart wurde Positives festgehalten. Negatives gab es nicht, aber Verbesserungsvorschläge. Wegen der Sommertagung der Landessynode in Reutlingen mussten die evangelischen Helfer bis auf zwei absagen. Martin Zirngibl bekam den Auftrag zur Weitergabe des Dankes.

Sprechen wir von einem Erlös des Festes, ist das wieder verbunden mit einem Dank an Karl und Claudia Gumpper, die sich um das großzügige Sponsoring der Firma Sinalco gekümmert haben. Und das Essen auf Spendenbasis, das wir bereits im letzten Jahr - angeregt von den evangelischen Gemeindefesten - übernommen hatten, hat sich auch bei diesem Fest bewährt.

Im Vorfeld wurde entschieden, dass der Erlös geschwisterlich geteilt werden solle: So wird die evangelische Gemeinde 500 Euro an die Reutlinger "Clowns im Dienst" spenden, die das Lachen in Kinderkliniken und Altenheime bringen.

St. Michael wird 500 Euro an die "Lichtbrücke e.V." nach Engelskirchen spenden, die vor Jahrzehnten begann, sich für Blindenhilfe in Bangladesh einzusetzen. In sogenannten Eyecamps zogen deutsche und bengalische Augenärzte über Land und in die Dörfer und operierten und heilten blinde Menschen, auch Kinder. Die Blindheit wird verursacht durch Mangelernährung.

Durch die Arbeit der Lichtbrücke konnten zwei Augenkliniken entstehen, die sich inzwischen selber zu tragen vermögen. Die Lichtbrücke kümmert sich nun um Dorfentwicklung - Kleinkredite für Frauen; Bildung und handwerkliche Ausbildung und vieles mehr. Unsere Spende soll verwendet werden zum Kauf von Wasserfiltern. Die Menschen leiden und sterben vielfach durch  arsenverseuchtes Wasser.

So hilft unser fröhliches Fest auf verschiedene Weise vielen Menschen.

                                                      Jutta Kapp mit Hilfe der "Heinzelmännchen zu Köln"

Das Fest unseres Kirchenpatrons Engel Michael und Erntedank

Unser Patrozinium und Erntedank - wie in jedem Jahr zusammen gefeiert, gab wieder Anlass zur Begegnung. Der Gottesdienst: Wenn er recht feierlich gehalten wird, ist das, wie heute, erkenntlich am Weihrauch. In Ministrantenkreisen hört man, dass Pfarrer Udo Hermann gerne ein Schäufele mehr davon auf die glimmenden Kohlen legt. Das Team vom Familiengottesdienst hatte vorbereitet, und die Kinder spielten uns vor, dass nicht allein Reichtum reich macht. Wer  nicht nur "Ich" und "Mein" sagen kann, sondern in rechtem Maße zu teilen versteht, macht sogar sich selber glücklich. Pfarrer Udo Hermann empfahl, auch Danke zu sagen für den Glauben, der in uns gelegt wurde und Frucht trägt.

Vor dem Altar standen die Körbchen, gefüllt mit Gutem, das in diesem Jahr gewachsen ist. Freilich, es fehlten wegen einer Frostnacht im April einige Sorten, die wir vermissen, aber gerade der Mangel zeigt an, wie gut es uns doch alles in allem geht und für wie selbstverständlich wir das halten.

Kunstvoll vom Bäcker Künstle gebacken und unserer Gemeinde geschenkt, hob sich das große Erntedankbrot hervor, das bei der Begegnung  - an liebevoll von der Mesnerfamilie dekorierten Tischen - im Gemeindezentrum geteilt wurde. Köstlich zur Kartoffelsuppe - auch aus Bronnweiler vom Metzger Luz - und mit Schmalz und Salz.

Zum Nachtisch lockten leckere Kuchen, mitgebracht aus verschiedenen Backöfen der Gemeinde. Und zum Mitnehmen gegen Spende Marmeladen aus Mustöpfen von Bronnweiler und Gönningen.  DANKE an alle für alles!

Ein bisschen so wie Martin...


„Willkommen, lieber St. Martin!“ So schallte es am vergangenen Samstagnachmittag um 17 Uhr aus dem Munde vieler Kinder, die mit ihren Eltern und Großeltern trotz nasskaltem „St. Martins-Wetter“ an die evangelische Kirche zum diesjährigen Laternenumzug gekommen sind. Wieder einmal war es soweit, die Tradition zum Gedenken an den Heiligen Martin von Tours und seine selbstlose Tat an einem armen Bettler durch ein Lichterfest zu feiern. Pfarrer Alexander Behrend hieß alle Anwesenden willkommen und wies auch für die Erwachsenen gleich thematisch den Weg: „Martin hat den Mantel geteilt und danach von Jesus Christus geträumt – nicht andersherum“. Mit großen Augen ob dem goldenen Lichterschein und dem „echten“ St. Martin auf dem Pferd, der in seinen purpurnen Mantel gehüllt einen erhabenen Eindruck machte, bewegte sich der Laternenumzug durchs Ländle bis zur katholischen Kirche, wo gemeinsam das Lied „Ich geh‘ mit meiner Laterne“ gesungen wurde. Auf den Streuobstwiesen angekommen, führte Jonathan Haß von der Neuapostolischen Kirche den Gedanken von Pfarrer Behrend mit der kleinen Impulsgeschichte – „Vom rechten Mitleid“ - weiter aus. Durch die Straßen auf und nieder ging es im Anschluss Richtung Friedhofsparkplatz, wo das konfessionsübergreifende Laternenfest seinen Höhepunkt fand: die Mantelteilung.

Sowohl der heilige St. Martin, gespielt von Hr. Riekert auf seinem Pferd „Vulkan“, als auch der Bettler und die Soldaten  - gespielt von den Ministranten – boten ein beeindruckendes Schauspiel. Birgit Leineweber, Gemeindereferentin der katholischen Kirche, schloss mit ihrer Moderation des Anspiels und der Frage, wer heutzutage alles meine Hilfe braucht, den thematischen Kreis. Verbildlicht wurde dieser Gedanke, indem alle Teilnehmer des Laternenumzugs einen Martins-Wecken tatsächlich teilten – und anschließend natürlich gleich verspeisen durften. Zum fröhlichen Ausklang traf man sich bei Saitenwürstchen und Punsch im Gemeindesaal von St. Michael. Allen ehrenamtlichen Helfern und denen, die durch ihre Spende den Martinsgedanken gleich in die Tat umsetzten, sei herzlich gedankt. Die Spenden in Höhe von 230 Euro kommen dem ambulanten Hospizdienst in Reutlingen zugute.             

Jonathan Haß

Niklaus ist ein guter Mann...

-  so singen die Kinder, und viele von ihnen haben doch ein wenig Bedenken und denken an eine Rute, weil sie wissen, dass sie nicht immer alles richtig gemacht haben. Aber der Bischof Nikolaus, der nach St. Michael in Gönningen an diesem Sonntag geradezu hereingeschneit gekommen ist, hat keine Rute, sondern einen Hirtenstab. Damit kann ein Hirte ein ihm anvertrautes Tier aus Gestrüpp befreien, in dem es sich verrannt hat und selber nicht mehr herauskommt. Der wahre Bischof Nikolaus, der ungefähr vor tausend und siebenhundert Jahren lebte, hat nicht die Fehler der Menschen bestraft, sondern ganz vielen geholfen, im Leben besser zu Recht zu kommen.

"Unser" Nikolaus, der wirklich so heißt, weiß zu erzählen, dass der Heilige ein großes Vermögen hatte, das seine Eltern nach ihrem Tod hinterlassen haben, als er noch ein Kind war, und es machte ihm Freude, andere Menschen, die in ihren Lebenschancen zu kurz gekommen waren, zu beschenken und aus Nöten zu retten.

Am 6. Dezember, kurz vor Weihnachten, weist er uns auf Christus hin, dessen Geburtsfest wir feiern. Auch auf das Christkind freuen sich die Kinder, weil es etwas verschenkt zum Zeichen, dass es gut ist, zu geben.

Schaut einer aus roter Zipfelmütze raus, ist das nicht Bischof Nikolaus! Das ist dann ein Weihnachtsmann, den hat man erfunden, weil auch die Menschen, die die Nikolausgeschichte nicht richtig kennen, sich beschenken wollen.

In St. Michael wird der Nikolaus nach dem Adventsgottesdienst bei Kuchen und Kaffee noch lange gefeiert. Auch gute Gespräche sind Geschenke.

Jutta Kapp