singen

Musik ist „ein Hauch der Gottheit“. Dies ist zumindest der Titel eines kleinen Büchleins, in dem Äußerungen bekannter Musiker über Gott, Glaube und Religion zusammengetragen sind. Diesem Büchlein * sind auch die folgenden Zitate des estnischen Komponisten Arvo Pärt (* 1935) entnommen.

Was tut ein Kind, wenn es für sich allein spielt? Es singt.
Warum singt es? Es ist froh über etwas Schönes, es ist angeregt durch etwas.
Das ist etwas Natürliches.
Bei Erwachsenen ist dieser Zustand komplizierter,
weil diese Harmonie zerstört worden ist, sie ist verloren gegangen.

Der gregorianische Gesang hat mir gezeigt,
dass hinter der Kunst, zwei, drei Noten zu kombinieren,
ein kosmisches Geheimnis verborgen liegt.

Lehre deine Seele singen.
Jede Seinslage hat ihre Lieder.
Mag das Singen dich , bei allem, was du tust, begleiten.
Habe dieses Singen lieb und hüte es. *)

Ja, das habe ich auch erfahren: Ich höre, wie eine Schola gregorianischen Choral singt, und ich spüre: Gott ist da. Dieser einfache Gesang („zwei, drei Noten kombinieren“) lässt spüren: das Leben ist ein Geschenk, ein Versprechen. Da wird „ein kosmisches Geheimnis“ ahnbar.

„Jede Seinslage hat ihre Lieder“:
Freude, Jubel, Schmerz, Enttäuschung, Angst, Trauer, Ergriffenheit, Dank,
Wer in allen diesen Situationen singen kann, spürt: er / sie ist nicht allein.
Wir gehören zu einer Seele, einem Atem, der größer ist.

Bernhard Bosold

*) Ein Hauch der Gottheit ist Musik. Gedanken großer Musiker.

Ausgewählt und herausgegeben von Meinrad Walter, Patmos Verlag, Düsseldorf 2006, Seite 88-90