Die güldne Sonne voll Freud und Wonne

mit diesem erfrischenden Sommerlied wünsche ich Ihnen eine schöne Urlaubszeit. Das Lied ist ein Geschenk der Reformation. Paul Gerhardt, ein evangelisch-lutherischer Theologe und bedeutender Kirchenlieddichter, hat im 17. Jahrhundert den Text geschrieben. Johann Georg Ebeling hat die Melodie komponiert. Im Gotteslob finden Sie das Lied unter der Nr. 704.

Angesichts der Klimaerwärmung scheint das Bild der wonnevollen Sonne nicht mehr so passend. Leidet die Natur doch unter viel zu viel Sonne und zu wenig Regen. Dennoch: das Lied ist anpackend und es erfreut. Wohl für uns alle gilt: beglückend ist im Hochsommer der Sonnenaufgang, die frische Morgenluft, die Verheißung eines schönen Sommertags. Dieses leichte Sommergefühl wird in dem Lied wunderbar eingefangen. Es nimmt hinweg die Schwere der menschlichen Vergänglichkeit und der Schmerzen, die im Text angesprochen werden.

Im Gotteslob sind vier Strophen des Lieds abgedruckt. Paul Gerhardt hat einige Strophen mehr gedichtet. Der Abdruck aller Strophen hätte wohl zu viel Platz eingenommen. Einige Strophen wurden eventuell auch als nicht mehr zeitgemäß, „zu holprig“ oder „zu evangelisch“ empfunden. Ein Beispiel:

„Lasset uns singen, dem Schöpfer bringen / Güter und Gaben, was wir nur haben / Alles sei Gotte zum Opfer gesetzt. / Die besten Güter sind unsre Gemüter; / Dankbare Lieder sind Weihrauch und Widder,/ an welchen er sich am meisten ergötzt.“

Hier holpert nicht nur der Reim von Lieder und Widder. Paul Gerhardt erklärt zudem die Abschaffung des Weihrauchs in der evangelischen Kirche (Danklieder seien besser).

Im Internet gibt es viele Videos mit dem Lied. Sie können oben das Video anklicken, das mir am besten gefiel. Die Aufnahme ist herrlich evangelisch mit einem flotten Tempo in einer hellen Kirche. Tja, und wie schön dicht die Gläubigen sitzen – momentan aufgrund des Coronavirus undenkbar und schmerzlich vermisst. Vertrauen wir mit Paul Gerhardt:

„Kreuz und Elende, das nimmt ein Ende; / Nach Meeresbrausen und Windessausen / Leuchtet der Sonnen gewünschtes Gesicht. / Freude die Fülle und selige Stille / Hab ich zu warten im himmlischen Garten; / Dahin sind meine Gedanken gericht.“

Beste Grüße Holger Grumann

Den vollständigen Text von Paul Gerhardt finden Sie hier:

http://www.zeno.org/Literatur/M/Gerhardt,+Paul/Gedichte/Gedichte/Die+g%C3%BCldne+Sonne