Zeit für Gott

Wenn Gott etwas mit meinem Leben zu tun hat, dann ist er auch bei mir und mit mir an der roten Ampel, in dem Moment, kurz bevor das Nudelwasser kocht oder der Computer hochfährt. Es liegt an mir, ob ich ihn in diesen kurzen Momenten in mein Leben hereinlasse. Und dieses ganz kurze „Sich in die Gegenwart Gottes Stellen“ kann manchmal schon reichen, um den Blickwinkel zu ändern, um einmal tief Luft zu holen, durchzuatmen, neu zupacken zu können. Oder anders gesagt: um mich zu erinnern. Und dafür reichen zehn oder zwanzig Sekunden durchaus.

Das geht natürlich nur, wenn ein entsprechendes Fundament da ist. Und das ist mit Gott nicht anders wie mit der Liebe. Im anfordernden Alltag, zwischen Beruf, Haushalt, zu pflegenden Eltern und pubertierenden Kindern, hat man oft keine Zeit mehr für die „Zeit zu zweit“. Wenn es zwischen den beiden „stimmt“, dann reicht ein liebes Wort, ein Kuss, eine sanfte Geste, eine SMS, um sich gegenseitig zu erinnern. Für ein solches Fundament aber muss man wiederum etwas tun: mal einen Abend miteinander einplanen, vielleicht sogar ein Wochenende. Das braucht auch mal einen längeren Brief, eine mitgebrachte Rose oder die Lieblingspralinen.

Das gilt auch für die Beziehung mit Gott. Es braucht die Basis, um sich und den anderen in solchen kleinen Zeichen und Gesten der Nähe erkennen zu können, eine Art Grundvertrauen, ein Vertrautsein. Ein altes Sprichwort sagt es so: „Man kann nicht erst schwimmen lernen, wenn man am Ertrinken ist!“ – Aber wenn man schwimmen kann, wird man ganz instinktiv die richtigen Bewegungen machen, wenn man ins Wasser gefallen ist. Wenn das Fundament da ist, braucht es nicht viele Erklärungen, da versteht man sich blind.

Und bevor Sie jetzt in Panik geraten und noch mal sagen: „Aber dafür habe ich keine Zeit!“ … Gott hat dieses Fundament schon längst gelegt. Er ist da. Für mich, für dich – und für alle Menschen, die meinen, keine Zeit für ihn zu haben. Er streckt seine Hand aus und lädt und ein. Und diese zwanzig Sekunden zwischen Nudeltopf und Bügeleisen, Computer und roter Ampel reichen durchaus, um zu sagen: „Gott, hier bin ich!“

 

(Auszug aus: Andrea Schwarz, Zeit für Gott, aus: Dies., Kleines Buch der Lust am Leben, Freiburg 2015, S. 109)

 

Pastoralassistentin Amelie Zimmer