Palmsonntag

Ein Segensgebet für Palmzweige für Zuhause

Gott unser Vater, wir bekennen uns zu Jesus, deinem Sohn, unserem einzigen Herrn. Segne uns und die Zweige in unseren Händen, mit denen wir zeigen wollen, dass wir zu Jesus gehören, und mach uns bereit, ihm in Treue nachzufolgen, heute und alle Tage unseres Lebens bis ans Ziel der Ewigkeit. Amen.

 

Gedanken zum Palmsonntag / Matthäus 21, 1-11

Der Palmsonntag ist ein Wechselbad: Ein Triumphzug wird zum Kreuzweg, hier Jubel, dort Trauer: Jesus eben noch auf der Straße umringt von Fans, man rollt ihm gleichsam den roten Teppich aus, winkt mit Palmblättern, um die Arme zu verlängern. Aber man merkt schon, wenn Jesus nicht hoch zu Roß kommt, sondern auf einem Esel, dem Reittier der einfachen Leute, dann geht es hier gar nicht um Party. Und was nur wenige Tage später passiert, das erzählt ja die Passion, die Leidensgeschichte. dann geht es um einen Verlassenen, Gequälten, der am Galgen erstickt wie der letzte Verbrecher. Doch nur damit ist er auch so ganz bei uns. Gerade in diesem Jahr, wo die Heilige Woche heute ganz still beginnt. Wir sind nicht draußen, um Jesus zu feiern. Aber er ist bestimmt bei uns - in Freude und Angst!

Die Gedanken zum Palmsonntag gibt es heute in der Form eines erfundenen Briefes: Einer, der dabei war, schreibt:

Liebe Menschen, das ist wahrscheinlich das erste Mal, dass Ihr von einem Esel einen Brief erhaltet, und wahrscheinlich seid Ihr deswegen verblüfft. Allerdings ist es auch mein erster Brief. Ich muss jedoch gestehen, dass es mir Spaß macht, Euch endlich einmal zu schreiben. Manchmal habe ich nämlich das Gefühl, nicht ich sei der Esel, sondern Ihr. Ich meine, dass Ihr Menschen eine eingeschränkte Wahrnehmung habt. Uns Esel zum Beispiel verachtet Ihr. Unser Name ist zum Schimpfwort geworden, zur Bezeichnung für große Dummheit. Und dabei verhält es sich genau umgekehrt. Das kann ich Euch beweisen: wir Esel sehen weiter als Ihr!

An Weihnachten z.B., da steht unter Euren Tannenbäumen die Krippe, und selbstverständlich gehören ich und mein Kollege, der Ochse, dazu. Jesaja schreibt ja: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn“. Und das ist richtig: Wir haben den Herrn der Welt sofort erkannt. Erkennt Ihr ihn auch? Natürlich, Ihr heißt Christen, Ihr seid getauft. Aber könnt Ihr Euch vor dem Herrn verneigen, könnt Ihr ihn anbeten? Und überhaupt: Könnt Ihr ihm wirklich dienen, wenn er Euch braucht? Ich habe das getan, das war nicht leicht, glaubt mir, als ich ihn nach Jerusalem tragen musste, wo er sterben sollte. Glaubt mir, lieber wäre ich mit ihm so schnell wie möglich nach Galiläa gelaufen oder irgendwo weit weg. Doch er wollte es so, für ihn war es der Wille Gottes. Was sollte ich armer Esel da schon machen. An jenem Morgen war ich ja im Hof meines Besitzers angebunden. Zwei der Freunde Jesu kamen. Ihn selbst kannte ich auch. Er war schon öfter in unserem Haus gewesen, und mein Besitzer hat ihm mal gesagt: »Wenn du etwas brauchst, von mir kannst du es haben.« Daran hat sich Jesus wohl erinnert, und vor allem hat er sich an mich erinnert. Nicht ein Pferd mit Stolz und Hochmut - verzeiht, ich kann Pferde nicht leiden - sondern ich, der kleine Esel, sollte ihn tragen. An diesem Tag war ich also das königliche Reittier, ich gehörte dem Herrn. Die beiden Jünger führten mich zu Jesus. Damit er auf meinem knochigen Rücken besser sitzen konnte, legten sie ihre Kleider drauf. Und dann nahm der Herr Platz auf mir, und ich trug ihn nach Jerusalem hinein. Es war die ehrenvollste Aufgabe meines Lebens. Und die Menschen in Jerusalem, die schrien vor Begeisterung: «Hosanna dem Sohne Davids.« Aber Ihr wisst ja von dem Schrecklichen, das sie bereits fünf Tage später mit Jesus machten. Genau das ist der Punkt, worauf ich hinaus will. Ihr Menschen schreit an einem Tag »Hosanna« und am anderen kreuzigt Ihr ihn. An einem Tag ist Euch der Glaube gut und wichtig, am nächsten habt Ihr alles vergessen. An einem Tag bindet Ihr Euch an den Herrn, am nächsten kann man schon nichts mehr davon spüren. Nehmt Euch doch mal ein Beispiel an mir. Von der Krippe bis zum Kreuz war ich in der Nähe des Herrn. Haltet zum Herrn, auch wenn Euch mancher dann für einen Esel hält! Denkt daran, wir Esel sehen manchmal viel weiter.

Also, nichts für ungut!

Euer Palmesel.

(nach Hermann-Josef Frisch, „Eure manchmal zornige Eva“, Mainz 1994)

Passende Lieder: Gotteslob 280, 292, 460, 289, 290

 

Fürbitten  Palmsonntag

Was jubelnd begann, endet mit Jesu Kreuz und mit dem Tod. Ihn, den König mit der Dornenkrone, bitten wir:

V/A: erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

Freude und Jubel, Angst und Tod liegen ganz nah beieinander.
Mitten im Leben werden Menschen Opfer von Gewalt. Flüchtlinge finden kein Zuhause. Frieden ist zerbrechlich und die Schöpfung wird achtlos  verbraucht. Du König mit der Dornenkrone -

A: erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

Wie beim Tod Jesu stellt sich auch heute die Frage nach dem "Warum".
Wir beten für alle, die verzweifeln, nachdem sie einen Verlust erlitten haben. Wir beten für Menschen in existentiellen Krisen und für alle  Opfer von Infektionen und Katastrophen. Du König mit der Dornenkrone - A: erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

Jesus wird verraten und ungerecht verurteilt.  Wir beten für alle, die entscheiden und urteilen müssen. Wir beten für alle, die ungerecht behandelt, vorverurteilt oder misshandelt werden. Du König mit der Dornenkrone - A: erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

Jesus trägt ein schweres Kreuz für uns.  Wir beten für all die verfolgten Mitchristen, besonders im Irak, in Syrien und im Heiligen Land. Du König mit der Dornenkrone - A: erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

Jesus leidet Folterqualen. Wir beten für alle schwer Kranken, alle von Schmerzen Geplagten und alle, die auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Für alle, die anderen beistehen und sie pflegen. Du König mit der Dornenkrone - A: erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

Jesus stirbt, damit wir das Leben haben. Wir beten für alle, die aus dem Glauben Kraft schöpfen für ihr Leben. Für alle, die anderen die befreiende Botschaft von Gottes Liebe weitersagen, aber auch für alle, die nicht an einen guten Gott glauben können. Du König mit der Dornenkrone - A: erbarme dich über uns und über die ganze Welt.

Jesus, Bruder und Freund, du bist bei uns mitten im Leben. Dafür danken wir dir heute und alle Tage. Amen.