„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!“

Predigt am 14. Sonntag im Jahreskreis (Sach 9,9-10 und Mt 11,25-30)

„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!“ – Liebe Schwestern und Brüder, dieser Satz aus dem heutigen Evangelium tut mir einfach gut. Ja, ich denke, dass es uns allen in bestimmten Situationen gut tut, wenn jemand zu uns sagt: Komm zu mir, mit allem, was dich gerade belastet. Komm zu mir mit deinen Sorgen, mit allem, was dir Angst macht. Komm zu mir, der du vor lauter Stress und Belastung kaum noch weiter weißt. Du, komm zu mir, die du trauerst und in deiner Seele betrübt bist. Komm zu mir, der du von Krankheit und Schmerzen geplagt bist.

„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!“ Das ruft Jesus uns zu. Er empfängt uns mit offenen Armen, weil er „gütig und von Herzen demütig“ ist, wie es im Evangelium heißt. Von einem demütigen König haben wir auch schon in der heutigen Lesung gehört. Der Prophet Sacharja erzählt uns da von einem König, der auf einem Esel in die Stadt Jerusalem einzieht. Vom Palmsonntag kennen wir dieses Bild: Jesus zieht auf einem Esel in die Heilige Stadt ein. Das Evangelium vom Palmsonntag will damit ausdrücken, dass sich hier das erfüllt, was der Prophet Sacharja vorausgesagt hat. Sacharja beschreibt diesen König als ein König des Friedens. Er ist gerecht, er hilft und ist demütig. Er wird alle kriegerischen Waffen vernichten und den Menschen den Frieden verkünden. Dieser König ist anders als die Mächtigen dieser Welt. Er sichert sich seine Macht nicht dadurch, dass er Menschen unterdrückt und beherrscht. Nein, der König des Friedens zeigt, dass es auch anders geht. Wahre Macht und Größe zeigt sich darin, dass alle Menschen in seinem Reich einen Platz finden. Da, wo der König des Friedens herrscht, wird niemand ausgeschlossen. Der König des Friedens verbindet die Menschen miteinander, sodass sie friedlich zusammen leben können.

Diesen König bezeichnet der Prophet Sacharja also als „demütig“. Er ist demütig, weil er nicht nur auf seinen eigenen Vorteil aus ist, sondern zuerst auf die anderen Menschen schaut. Dieser König interessiert sich für seine Mitmenschen, er hat einen Blick für den anderen. Er versucht, seine Mitmenschen zu verstehen, anstatt über sie zu urteilen. Er lebt friedlich mit ihnen zusammen, ohne sie zu unterdrücken.

Ja, als Christinnen und Christen glauben wir, dass Jesus dieser König des Friedens ist. Auch Jesus sagt von sich selbst: „ich bin gütig und von Herzen demütig“. Er verbindet Menschen miteinander. Und er schaut immer danach, wie es anderen Menschen geht. Jesus kümmert sich um seine Mitmenschen, er kümmert sich auch um uns heute. Deshalb dürfen wir zu ihm kommen, mit allem, was uns belastet und uns das Leben schwer macht. Er wartet auf uns mit offenen Armen.

„Ihr werdet Ruhe finden für eure Seele“, das verspricht uns Jesus. Mit allem, was ich bin, was mich als Mensch ausmacht, kann ich bei Jesus Ruhe finden. Er schenkt mir Geborgenheit, wenn ich mich verloren fühle. Er schenkt mir neue Energie, um den nächsten Schritt zu gehen. Bei ihm findet meine Seele, finde ich zur Ruhe. Man könnte auch sagen: Bei Jesus finde ich zu mir selbst.

Sich so eine Auszeit zu nehmen, das ist im vollgestopften Alltag aber gar nicht immer so leicht. Zumindest mir geht es so, dass ich im normalen Alltagsgeschäft an den offenen Armen Jesu einfach vorbeirenne. Aber es gibt bestimmte Zeiten, in denen ich merke, dass ich diese Ruhe eigentlich gerade brauche. Dann liegt es an mir, ein bisschen Zeit freizuschaufeln und für ein paar Minuten die Augen zu schließen. Im Gebet, in der Stille oder auch in einem Lied kann ich sie dann wieder finden, diese Ruhe für mich, für meine Seele. Diese Momente sind für mich sehr kostbar und sie geben mir neue Kraft.

Ja: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!“ Das sagt Jesus zu den Menschen damals. Und er sagt es zu uns heute. Im Alltag können wir meistens gut verstecken, was uns eigentlich belastet, was uns auf der Seele lastet. Doch wenn man genauer hinschaut, dann merkt man schnell, dass jeder Mensch sein ganz eigenes Päckchen mit sich herumträgt. Jesus ruft uns zu, dass wir damit zu ihm kommen dürfen. Er empfängt uns mit offenen Armen. Er schenkt uns Ruhe für unsere Seele, für unser ganzes Menschsein. Bei ihm finden wir zu uns selbst. Augustinus hat das einmal ganz schön gesagt: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“
 

PA Amelie Zimmer