Auf der anderen Seite

Der Schwerkranke ergriff die Hand des Arztes. „Mir ist so bange vor dem Sterben. Sagen Sie mir doch, Herr Doktor, was wartet auf mich nach dem Tode? Wie wird es auf der anderen Seite aussehen?“

„Ich weiß es nicht“, antwortete der Arzt.

„Sie wissen es nicht?“ flüsterte der Kranke.

Statt eine weitere Antwort zu geben, öffnete der Arzt die Tür zum Gang. Da lief ein Hund herein, sprang an ihm hoch und zeigte auf jede Weise, dass er sich freute, seinen Herrn wiederzusehen.

Jetzt wandte sich der Arzt dem Kranken zu und sagte:

„Haben Sie das Verhalten des Hundes beobachtet?

Er war vorher noch nie in diesem Raum und kennt nicht die Menschen, die hier wohnen. Aber er wusste, dass sein Herr auf der anderen Seite der Tür ist, darum sprang er fröhlich herein, sobald die Tür aufging. –

Sehen Sie, ich weiß auch nichts Näheres, was nach dem Tod auf uns wartet; aber es genügt mir, zu wissen, dass mein Herr und Meister auf der anderen Seite ist. Darum werde ich, wenn eines Tages die Tür sich öffnet, mit großer Freude hinübergehen.“

(aus „Vom Duft der Rosenblüte und andere Weisheitsgeschichten“ – Hrsg. Cornelia Haverkamp)

 

Vielleicht finden Sie es etwas befremdlich, dass ich mit diesem Thema daherkomme.

Als ich selbst vor einigen Jahren krank war, habe ich mir häufig Gedanken über Sterben und Tod gemacht. Es war keine leichte Zeit.

Doch zugleich habe ich mich in dieser Zeit sehr oft getragen gefühlt, von meiner Familie, von guten Freunden und besonders von Gottes Nähe. In dieser Phase konnte ich mir viel Zeit zum Beten nehmen. Dabei war mir klarer geworden, was und wer für mich wirklich wichtig sind und was mich trägt.

In der geistlichen Begleitung ist der Blick auf die eigene Sterblichkeit manchmal recht heilsam: Was wäre, wenn ich nur noch wenige Wochen zu leben hätte?

  • Es hilft uns zu spüren, wie kostbar jeder Tag ist,
  • es erinnert daran, den Augenblick bewusst wahrzunehmen,
  • unser Leben, ja jeden Tag, bewusst zu gestalten,
  • uns Zeit mit den Menschen zu verbringen, die uns am Herzen liegen.

Ihre Birgit Leineweber