Glücklich sein – Psalm 23

Durch den wochenlangen Lockdown, bin ich aus vielen gewohnten Abläufen meiner Arbeit hinausgefallen, vieles wurde abgesagt und fand einfach nicht mehr statt, viele Selbstverständlichkeiten sind unterbrochen. Das heraus fallen aus dem Gewohnten, führte bei mir dazu, dass ich mir mal wieder ernsthaft die Frage stellte: Was macht das Glück meines Lebens aus?

Unser deutsches Wort "Glück" leitete sich ab von "gelingen". Wenn das Leben bisher gelungen ist oder gerade gelingen will, redet man von Glück. Aber was heißt es, glücklich zu sein?

Wenn man ein Schulkind fragt, was es sich unter Glück vorstellt, wird es wohl sagen: "Reichlich Taschengeld und gute Noten in der Schule, gute Freunde und ein schönes Zuhause, Gesundheit und Frieden in der Familie." Wenn man einen Erwachsenen fragen würde, käme wohl die Antwort: "Erfolg im Beruf, daheim in der Familie und im Freundeskreis alles in Ordnung und vor allem ein liebevoller und zuverlässiger Partner und sonst keine Sorgen." Es geht bei Kindern und Erwachsenen zunächst um glückliche äußere Umstände. Um es in einem Bild zu sagen: Die Tür zum Glück geht nach außen auf. Solches äußeres Glück zu erleben, setzt eigenes, zielgerichtetes Handeln voraus und günstige Fügungen des Schicksals.

Man kann auch tiefer blicken. Aus der Perspektive der Meditation kann man sagen: Die Tür zum Glück geht nach innen auf. Eine geglückte Meditation ist etwas Wunderbares und leider auch eher Seltenes. Das Gemüt wird dabei ruhig und klar. Probleme sind höchstens noch am Rande des Bewusstseinsfeldes vorhanden. Gedanken und Gefühle hören fast ganz auf. Man ruht in einer grenzenlosen Gegenwart, für mich die Gegenwart Gottes.
Solch inneres Glück schenkt den Frieden in der eigenen Seele und eine positive Einstellung zu den eigenen Lebensumständen. Und dann kann unter alltäglichen Belastungen, mitten in Beruf und Familie, dieses innere Glück zu spüren sein, wenn man mit sich im Frieden lebt und sich kraftvoll den konkreten Aufgaben stellt. Auch eine Mutter mit vier kleinen Kindern kann glücklich sein, obwohl es von morgens bis abends bei Homeoffice und Homeschooling drunter und drüber geht.

Der folgende Text aus Japan, eine Deutung von Psalm 23, beschreibt ein solches Glück im Alltag:
von Toki Hiyesnewi nach Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte"


Psalm der Gelassenheit

Der Herr gibt mir das Arbeitstempo an.
Ich brauche nicht zu hetzen.
Er verschafft mir immer wieder einige ruhige Minuten,
eine Atempause, wo ich zu mir kommen kann.
Er stellt mir beruhigende Bilder vor die Seele,
die mir wieder und wieder zur Gelassenheit verhelfen.
Oft lässt er mir die Dinge ganz mühelos und unversehens gelingen,
und ich kann erstaunlich getrost sein.
Ich merke: Wenn man sich diesem Herrn anvertraut,
bleibt das Herz ganz ruhig.
Obwohl ich eine Überfülle an täglichen Verrichtungen habe,
so brauche ich doch nicht dabei nervös zu werden.
Seine stille Gegenwart befreit mich von aller Nervosität.
Weil er über aller Zeit und über allen Dingen steht,
verliert alles andere an Gewicht.
Oft - mitten im Gedränge - gibt er ein ermutigendes Erlebnis.
Das ist, als ob mir jemand eine Erfrischung darreicht.
Freude erfüllt das Herz, und eine tiefe Geborgenheit umfängt mich.
Ich spüre, wie mir förmlich daraus Tatkraft zuströmt,
und es ist mir klar geworden, dass mir,
wenn ich so mein Tagwerk ansehe,
eine große Ausgeglichenheit zuwächst,
und mir Gelingen gegeben wird.
Darüber hinaus macht es einfach froh, zu wissen,
dass ich meinem Herrn auf der Spur bin,
und dass ich allezeit bei ihm daheim sein darf.

 

Zur Meditation stehen Ihnen mehrere Audiodateien zur Verfügung: Die Meditation am 24.3.20 von mir, am 30.3.20 von Birgit Leineweber und mehrere von Stefan Steinert (7.4., 21.4., 5.5., 19.5, 26.5., 9.6.2020)

Cornelia Hosp