Warum der Krieg unterblieb

Als der Krieg zwischen den beiden benachbarten Völkern unvermeidlich schien, schickten die Feldherren beider Seiten Späher aus, um zu erkunden, wo man am leichtesten in das Nachbarland einfallen könne. Die Kundschafter kehrten zurück und berichteten auf beiden Seiten dasselbe: Es gebe nur eine Stelle an der Grenze, die sich dafür eigne. „Dort aber“, sagten sie, „wohnt ein braver Bauer in einem kleinen Haus mit seiner anmutigen Frau. Sie haben einander lieb, und es heißt, sie seien die glücklichsten Menschen auf der Welt. Sie haben ein Kind. Wenn wir nun über ihr Grundstück marschieren, dann zerstören wir das Glück. Also kann es keinen Krieg geben.“ Das sahen die Feldherren ein, und der Krieg unterblieb, wie jeder Mensch begreifen wird. (aus: Typisch! Kleine Geschichten für andere Zeiten, S. 8)

Krieg zerstört Glück – das müsste eigentlich jeder Mensch begreifen. Und Hass und Wut und Ausschreitungen bringen niemandem etwas. Ich frage mich, warum das manchmal so schwer zu begreifen ist. Eigentlich ist es doch ganz einfach. Daher: Lassen wir es doch einfach sein, gegeneinander zu schießen. Ob mit Steinen oder Waffen oder Worten.

Ihre Ines Spitznagel