Hochfest der Verkündigung des Herrn

I. Verheißung

Heute, neun Monate vor Weihnachten, feiert die Kirche das Fest von der Ankündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel. Es tut gut an Weihnachten zu denken, gerade jetzt in der Corona-Krise, deren Ernst wir erst allmählich begreifen. Wir hören die Worte der Jesaja-Lesung (Jes 7, 10-14) und des Lukasevangeliums (Lk, 1, 26-38). Es sind Worte der Verhei-ßung:
„Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau hat empfangen, sie gebiert einen Sohn und wird ihm den Namen Immanuel geben.“ (Jes 7, 14)
„Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Na-men Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. (Lk 1, 30-32)
Immanuel – Gott ist mit uns.
Jesus – Gott rettet
Es ist bewegend, dass der Prophet Jesaja und der Evangelist Lukas diese Namen der retten-den Nähe Gottes mit Schwangerschaft und der Geburt eines Kindes verbinden.

 

II. Maria sagt Ja

Maria, wie sie uns Jacopo Pontormo in seinem Fresco der Verkündigungsszene in der Kirche San-ta Felicitá in Florenz vor Augen stellt, ist zwar fluchtbereit, aber sie flieht nicht.
Fragend schaut sie den Engel an. Was ihr da ge-sagt wird, ist Verheißung und Zumutung.
Jederzeit kann sie die Treppe hoch- und davon-gehen. Aber ihre Zehen verharren auf der Stufe. Sie wendet sich zurück und hört, was der Engel ihr sagt.
Ihr Gesicht ist dem Engel zugewandt. Es ist er-staunt, fragend, eher neugierig als erschrocken und ängstlich.
Verheißung und Zumutung.
Noch arbeitet es in ihr.
Sie wird nicht fliehen, sondern „Ja“ sagen.

 

III. Spiritualität und Solidarität

Das ist eine frohe Botschaft. Gott ist mit uns. Gott rettet. Er wartet darauf, dass wir Ja sagen.
Trotz aller Zumutungen, trotz aller Angst. Glauben heißt vertrauen. Vertrauen ins Leben,
Vertrauen in Gott.
„Wahre Spiritualität ist nicht die Erweiterung unseres Bewusstseins, sondern die Ausrichtung
unseres Bewusstseins auf eine Berufung. Es ist die Berufung, um der Bedürfnisse meines
Nächsten willen ein Liebender zu sein. ….
Wer Spiritualität sucht, der muss darum vor allem eine Frage klären: Wem oder was soll
mein Leben dienen? Denn es geht dabei nicht um die Hybris vermeintlicher Gotteserkenntnis,
die für sich in Anspruch nimmt, die Geheimnisse Gottes zu ergründen, sondern um die
menschliche Demut, die sich für diese Welt in Anspruch nehmen lässt. Denn diese Welt ist
um unserer Berufung willen als eine bedürftige erschaffen!“

(in: Martin Schleske, Der Klang. Vom unerhörten Sinn des Lebens, Kösel Verlag München 2010, Seite 137)

Gebet
Immanuel – Gott ist mit uns.
Jesus – Gott rettet.
Sei DU immer mit uns.
Amen.
 

Bernhard Bosold, 2. Vorsitzender des Kirchengemeinderates St. Lukas