Das Jesusgebet

Ich will sitzen

Und will schweigen

Und will hören

Was Gott in mir redet.

(Meister Eckart, 1260-1327)

 

Etwas, das mein Leben grundlegend zum Positiven verändert hat, möchte ich heute gerne mit Ihnen teilen. Denn es sind Zeiten, in denen sich Viele haltlos fühlen. Das gibt meinem Leben seit 26 Jahren Halt, Frieden und Vertrauen: Das Jesusgebet.

Das Jesusgebet ist ein Weg in die Wahrnehmung, mit unseren Sinnen zu spüren, was jetzt da ist. Ein Weg in die Gegenwart, wir können auch sagen in die Gegenwart Gottes. Gott ist immer da, gegenwärtig. Er hat sich offenbart als der „Ich – Bin – Da“! Nur wir sind häufig mit Vergangenem oder Zukünftigen beschäftigt.

Das kontemplative Gebet ist ein Weg, der dich näher zu Dir selbst, näher zu Gott und Deinen Mitmenschen führt. Damit ist uns ein echter Schatz in die Hände gelegt.

Es gibt verschiedene Varianten des Jesusgebetes. Sehr verbreitet, angesehen und hilfreich ist die Anleitung durch den Exerzitienmeister und Jesuiten Franz Jalics, Gründer des Exerzitienhauses „Gries“ in Wilhelmstal, Frankenwald, den ich vor 26 Jahren kennengelernt habe.

Ein wenig Geduld erfordert es schon. Doch das Wohltuende: Du musst nichts erreichen, du musst nichts leisten, du darfst vor Gott da sein – so wie du jetzt bist!!



Eine gute Grundlage bieten die Hinweise zur Meditation von Cornelia Hosp, von unseren Tagesimpulsen. Du kannst aber auch einfach hier beginnen.

Eine Anleitung zum Jesusgebet – hab Geduld mir Dir:

1. Versuche aufrecht zu sitzen, mit geradem Rücken, aber dennoch entspannt. - Lege die Hände locker ineinander, so dass innen ein Hohlraum bleibt. Lege die Hände locker in Deinen Schoß. Schließe die Augen und atme ganz normal ein und aus. Spüre einen Moment deinen Atem, wie er kommt und geht – von selbst.

Spürein Deinen Körper hinein - wo Du den Boden berührst – wie sich deine Beine anfühlen -  wo Du aufsitzt, wie sich dein Rücken anfühlt – spüre in deinen Kopf, dein Gesicht. Wenn du spürst, dass du angespannt bist, versuche loszulassen. Nimm deinen Atem wahr – wie er von selbst kommt und geht. Ein – und aus. Du kannst auch dem Weg des Atems folgen.

2. Sprich ein kurzes Gebet zu Beginn:  zum Beispiel: „Gott, dir möchte ich diese Zeit schenken und das annehmen, was kommt“.

3. Spüre mit Deiner ganzen Aufmerksamkeit in die Hände. Du musst nichts machen, Du musst nichts spüren – lediglich dabei verweilen, was du in diesem Moment wahrnimmst. Du kannst Dich fragen: „Was spüre ich in meinen Händen?“ „Was kommt mir dort von Gott entgegen?“ Nichts? – dann darf es so sein – vielleicht Wärme? – nimm es so, wie es ist.

4. Spreche innerlich beim Ausatmen ein Wort: „Du“ oder „Ja“. Wenn du schon länger übst, auch den Namen „Jesu“ – eher ein Hören, als ein Sprechen – in die Hände hinein. Bleib die ganze Zeit beim gleichen Wort. Wenn Du Widerstände gegen dein Wort verspürst, nimm sie einfach wahr! Es darf sein. Dann komm zurück.

5. Kehre immer wieder zu Deinen Händen und zum inneren Wort zurück, wenn Du durch Gedanken, Geräusche, Schmerzen abgelenkt wirst. Versuche dabei, liebevoll mit Dir selbst umzugehen. Du kannst kurz nachspüren, was Du empfindest oder wo / wie, aber dann komm wieder zurück, lass es ziehen wie Wolken und komm mit Deiner ganzen Aufmerksamkeit zurück zu den Händen, zum Atem, zum Namen.

6. Stille – nun verweile ein paar Minuten bei den Händen. Wer Zeit hat: Wunderbar sind 30 Minuten.

7. Sprich ein kurzes Gebet am Ende: „Gott, ich gebe dir diese Zeit zurück – lege sie in deine Hände. Egal, wie es mir gelungen ist. Du kannst sie verwandeln, kannst mich verwandeln in deiner Gegenwart“.

 

Wenn dein Herz wandert oder leidet,
bring es behutsam an seinen Platz zurück
und versetze es sanft in die Gegenwart deines Gottes.
Und selbst, wenn du nichts getan hast
in deinem ganzen Leben
außer dein Herz zurückzubringen
und wieder in die Gegenwart unseres Gottes
zu versetzen, obwohl es jedes Mal wieder fortlief,
nachdem du es zurückgeholt hattest,
dann hast du dein Leben wohl erfüllt.

Franz von Sales