Brücken bauen

 „Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde. Erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch.“ (Gen 9, 13 f)


Brücken bauen

 „Du hast einen schönen Beruf,“ sagte das Kind zum alten Brückenbauer, „es muss sehr schwierig sein, Brücken zu bauen.“

„Wenn man es gelernt hat, ist es leicht,“ sagte der alte Brückenbauer, „es ist leicht, Brücken aus Beton und Stahl zu bauen. Die anderen Brücken sind viel schwieriger,“ sagte er, „die baue ich in meinen Träumen.“

„Welche anderen Brücken?“ fragte das Kind.

Der alte Brückenbauer sah das Kind nachdenklich an. Er wusste nicht, ob das Kind es verstehen würde. Dann sagte er: „Ich möchte eine Brücke bauen – von der Gegenwart in die Zukunft. Ich möchte eine Brücke bauen von einem zum anderen Menschen, von der Dunkelheit in das Licht, von der Traurigkeit zur Freude. Ich möchte eine Brücke bauen von der Zeit in die Ewigkeit, über alles Vergängliche hinweg.“

Das Kind hatte aufmerksam zugehört. Es hatte nicht alles verstanden, aber es spürte, dass der alte Brückenbauer traurig war. Weil es ihn wieder froh machen wollte, sagte das Kind: „Ich schenke dir meine Brücke.“

Und das Kind malte für den Brückenbauer einen bunten Regenbogen.

(Unbekannt)

Ihre Ines Spitznagel