Warum muss ich sein, was ich bin?!

Es war einmal ein Apfel und eine Nuss. Immer wieder schaute die Nuss ganz neidisch den Apfel an: Wie edel der aussah! Die Nuss kam sich dagegen sehr einfach vor. Sie hatte eine raue, harte Schale und war hässlich braun. Der Apfel dagegen leuchtete wunderschön glänzend rot und hatte eine zarte Haut. Das war doch irgendwie ungerecht, oder etwa nicht?! Und so platzte die Nuss plötzlich damit heraus: „Ich finde das gemein, dass ich nicht so sein kann wie du! Ich möchte keine dicke Schale haben, sondern deine feine Haut!“ Darauf sagte der Apfel ganz ruhig: „Ich bin ein Apfel und du eine Nuss. Das ist halt so.“

„Und warum muss das so sein?!“, wollte die Nuss beleidigt wissen. „Weil wir von zwei verschiedenen Bäumen abstammen: Du von einem Nussbaum und ich von einem Apfelbaum, ganz einfach.“ Gereizt fragt die Nuss weiter: „Was heißt denn Abstammen?“ Der Apfel dachte nach und antwortete nach einer Pause: „Jeder von uns beiden kommt von einem ganz bestimmten Ort und Platz, jeder hat seinen eigenen Stammbaum mit seiner Bestimmung. Wenn du geboren wirst, dann kannst du dir nicht aussuchen, woher du abstammen und wer du sein willst. Eine Birne kann auch keine Erdbeere sein, so ist das nun mal, Punkt.“ Die Nuss schrie auf: „Aber das ist ja schrecklich! Dann hängt das ganze Leben von der Abstammung ab und ich selber kann gar nichts tun!“ Da lächelte der Apfel und meinte: „Das stimmt nicht ganz: Wenn du von einem Nussbaum abstammst, kannst du zwar kein Apfel werden, aber du kannst eine guteNuss werden und wenn du von einem Apfelbaum stammst, so wie ich, dann kannst du ein guter Apfel werden. Egal, wer wir sind: jeder ist für seine Würze und seinen besonderen Geschmack selbst zuständig. Dadurch wird die Welt und unser aller Leben viel bunter, schöner und besser!“ Die Nuss flüsterte mit Tränen in den Augen: „Wie ein Obstsalat, ich verstehe.“ Sie rückte ein Stück näher an den Apfel und meinte feierlich: „Ich glaube, ich habe einen guten Geschmack. Weißt du was, guter Apfel, mit dir gemeinsam in einem Obstsalat schmecke ich noch viel besser als allein… Wir passen ganz wunderbar zusammen! Vielleicht fragen wir auch noch die Birne oder die Erdbeere, was meinst du?“ Der Apfel lächelte weise: „Ja, das ist wahrhaftig eine ganz wunderbare Idee. Wie gut das Leben doch schmecken kann, wenn jeder darauf achtet, dass der Geschmack jedes Einzelnen sich entfalten kann und zum besten Obst gedeihen möchte!“

Diese Geschichte erzähle ich immer wieder gerne, wenn ich eine neue Klasse bekomme. Du bist nicht ich und ich bin nicht du. Ein jeder von uns ist anders, und das ist gut so. Ob dick oder dünn, klein oder groß, Mädchen oder Junge, von hier oder von anderswo… du bist du und ich bin ich. Zusammen ergeben wir ein wunderbar buntes WIR, eine vielfältige Gemeinschaft, die jeden trägt, die füreinander da sein will und sich gegenseitig festen Halt gibt, besonders in schwierigen Zeiten. In St. Lukas kann ich spüren, dass ich zu diesem „Obstsalat“ dazugehöre, wahrgenommen und wertgeschätzt werde. Ich hoffe, es geht dir genauso, dass du dich geliebt und gesegnet fühlen darfst, so wie du bist. AMEN

Herzliche Grüße,
Suska Großmann

P.S.: Obstsalat ist nicht nur gesund und stärkt das Immunsystem, es macht auch Spaß, gutes Obst einzukaufen, vielleicht sogar selbst zu ernten und gemeinsam mit Kindern, aber auch Erwachsenen, zuzubereiten. Also dann: gutes Gelingen!