Dem UNBEKANNTEN GOTT

Wie erkläre ich anderen Menschen meinen Glauben an Gott?
Paulus hat es versucht. Seine Rede an die Athener auf dem Areopag ist einer der Spitzentexte der Apostelgeschichte. (Apg 17, 16-34)

„Da stellte sich Paulus in die Mitte des Areopags und sagte: Männer von Athen, nach allem, was ich sehe, seid ihr sehr fromm. Denn als ich umherging und mir eure Heiligtümer ansah, fand ich auch einen Altar mit der Aufschrift: EINEM UNBEKANNTEN GOTT. Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch. Der Gott, der die Welt erschaffen hat und alles in ihr, er, der Herr über Himmel und Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand gemacht sind. Er lässt sich auch nicht von Menschenhänden dienen, als ob er etwas brauche, er, der allen das Leben, den Atem und alles gibt. Er hat aus einem einzigen Menschen das ganze Menschengeschlecht erschaffen, damit es die ganze Erde bewohne. Er hat für sie bestimmte Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnsitze festgesetzt. Sie sollten Gott suchen, ob sie ihn ertasten und finden könnten; denn keinem von uns ist er fern. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir; wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: Wir sind von seinem Geschlecht.“ (Apg17, 22-28)

 

Paulus erklärt den Athenern seinen Glauben auf eine kluge und sympathische Weise. Er wertet andere nicht ab. Vielmehr knüpft er an ihren Erfahrungen an.

Ihr seid fromm. Ihr sucht Gott. Ihr wisst, dass Gott ein Geheimnis ist und nicht ein Ding oder Jemand in dieser Welt. Denn ihr verehrt den UNBEKANNTEN GOTT.

Und dann gibt er Zeugnis von dem, was ihm heilig ist, wovon er zutiefst überzeugt ist.

Gott, der die Welt erschaffen hat und alles in ihr, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand gemacht sind.

Gott, der allen das Leben und den Atem gibt, ist keinem von uns fern.
Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir.

Wir sind von seinem Geschlecht. Wir sind Gottes Ebenbild.
Deshalb sollen wir leben und sein wie Jesus Christus. Denn an ihm, den Gott von den Toten auferweckt hat, werden wir uns messen lassen müssen.

Das philosophische Gespräch, das Paulus mit den Menschen in Athen geführt hat, ist nicht mehr verstummt. Philosophie ist immer die Schwester des Glaubens und der Bruder der Theologie geblieben.

Und zu diesem Gespräch, dieser Suche nach Gott haben auch Philosophinnen und Philosophen, Dichterinnen und Dichter Wichtiges beigetragen.

Mit einem berühmten Wort von Friedrich Hölderlin (20. März 1770 – 7. Juni 1843), dessen 250. Geburtstag wir gerade gefeiert haben, möchte ich schließen. Ich empfinde es als Gebet.

Nah ist
Und schwer zu fassen der Gott.
Wo aber Gefahr ist, wächst
Das Rettende auch.

Friedrich Hölderlin


Impuls von Bernhard Bosold