Der Himmel grüßt die Erde

Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben

Lk 24,50-52

Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. Apg 1,11

Christi Himmelfahrt ist ein sehr beliebter Feiertag- da findet, wenn es nicht gerade Coronazeiten sind, vieles statt. Googelt man nach Christi Himmelfahrt, dann erfährt man am meisten über das Wetter- „so wird das Wetter am Vatertag“. Dabei wurde der Vatertag erst 1910 von einer Amerikanerin erfunden, der seit den Dreißigerjahren auch in Deutschland gefeiert wird. Aus dem Fest Christi Himmelfahrt ist hier im Volksmund der Vatertag geworden.
Schade, dass dieses christliche Fest, das seit dem 4. Jahrhundert gefeiert wird, uns so aus dem Blick geraten ist, öffnet es doch für uns sprichwörtlich den Himmel.
Himmel und Erde berühren sich. Eine Wolke, so erzählt es die Apostelgeschichte, nimmt Jesus auf gen Himmel, vor den Augen seiner Anhänger. Die Augen der Menschen wollen ihm folgen. Weg von der Erde, in die Weite des Himmels.
Zwei Männer in weißem Gewand erheben Einspruch. „Leute, was schaut ihr zum Himmel?“ Aus eben diesem Himmel könnten sie gekommen sein, die zwei Männer in weißem Gewand. Doch sie lenken den Blick zurück auf die Erde. Der Himmel auf Erden? Damals? Heute, am Feiertag? Oder doch erst morgen, übermorgen… oder irgendwann in der Zukunft?

Wenn unsere Sprache vor Begeisterung Luftsprünge macht, dann muss oft der Himmel dafür herhalten. „Das ist himmlisch“ sagen wir und beschreiben damit etwas Wunderbares und Ergreifendes. Der Himmel ist die Sphäre Gottes, die größer ist als wir Menschen. Wenn etwas „himmlisch“ ist, dann spüren wir, dass uns etwas geschenkt ist, das über uns hinausgeht, ohne unser Zutun.
Der Himmel ist aber nicht nur die Sache Gottes. Auch das Verhalten der Menschen wird in der Bibel mit diesem Bild beschrieben, wie in den Himmelsgleichnissen: „das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker streut und auf Ernte wartet“. Oder - „das Himmelreich gleicht einem Schatz im Acker, den einer findet und für den er alles verkauft“. Der Himmel ist nicht mehr ein Ort, es ist eine andere Zeit, die Zukunft, die kommen soll. Es ist der Zustand, der sein soll, der sowohl von Gott als auch von uns Menschen gestaltet werden soll. Der Himmel wird zur göttlichen Idee für die Erde selbst, er wird zum Bauplan der Welt. In einem Lied von Kurt Marti heißt es: „Der Himmel der kommt, grüßt schon die Erde, die ist, wenn die Liebe das Leben verwandelt“.

Der Himmel ist aber auch ein Versprechen, das größer ist als all unsere Kraft. Es ist ein Platz der letzten Bergung des Menschen. Im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung, wird uns dieser Himmel versprochen, wo der Tod nicht mehr sein wird, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz. Wenn wir uns aufgehoben wissen möchten, im Leben und im Tod, können wir nicht aufhören, auf jenen Himmel zu hoffen.

Ulrike Neher-Dietz