Es ist Montag vor Pfingsten

– dem Fest des Heiligen Geistes und der Geburtsstunde der Kirche. An Pfingsten feiern wir das Pfingstereignis, das die Jünger, Freunde und Freundinnen Jesu aus ihrer Schockstarre befreite, aus ihrem Sich-vor-Angst-eingesperrt-haben zurückholte ins Leben voller Mut und Begeisterung (im Bild der Sturm und die Feuerzungen)! Mich fasziniert diese Erzählung aus der Apostelgeschichte (Apg. 2,1 ff).

Wie viele Parallelen gibt es zu unserer Zeit: Die Angst vor Corona, die viele Menschen umtreibt und durch die sich immer noch viele kaum aus dem Haus trauen. Dann die Situation in unserer Institution Kirche, die oft mehr vom ängstlichen Festhalten denn von mutigem Vorangehen geprägt ist. Und nicht zuletzt Parallelen zu unserem eigenen Leben, in dem wir immer wieder auch Niederlagen, Trauer, Angst und Unsicherheiten aushalten müssen.

Wo erlebe ich in meinem Leben, in unserer Gesellschaft oder in der Kirche Lebloses und Erstarrtes?

Wo ersehne ich, dass sich etwas löst und mit neuem Leben erfüllt wird?

Es gibt den guten alten Brauch der Pfingstnovene, an den neun Tagen vor Pfingsten um den Heiligen Geist zu beten, so wie es die Jünger Jesu mit Maria nach Christi Himmelfahrt im Abendmahlsaal praktizierten.

Ein ganz wunderbares Gebet dazu ist die Pfingstsequenz. Ich lade Sie herzlich ein, mit um den Heiligen Geist zu beten. Meine Erfahrung ist: Es tut einfach gut!

Ihre Birgit Leineweber

 

Pfingstsequenz

Komm herab, o Heil’ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.

Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.

Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not,

In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.

Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.

Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.

Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.

Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.

Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.

Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.

Amen. Halleluja.

(um 1200, zugeschrieben Stephan Langton, Erzbischof von Canterbury, Übertragung von Maria Luise Thurmair und Markus Jenny 1971)